Pinguin Molly auf Reisen

Eine Geschichte in Bildern!

Wir freuen uns!

Wir freuen uns, dass das Semester vorbei ist und wir alle Aufgaben in der Tasche haben – von der Arbeitsmappe für Cultural Studies mit Irischen Schildern und einem Aufsatz über eine historische Persönlichkeit (Steffi: Michael Collins, Ich: Strongbow) über die Moderation und Selbstbewertung für Radio bzw. die Artikel und Selbstbewertung für Print (vergleiche „Steffi und Anton sind gaaanz fleißig“) sowie Aufsatz und Referat für Ethik und Standards in den Medien (ich liebe es: Die Unterschiede zwischen kathegorischem Imperativ und goldener Regel und ihr Nutzen für eine journalistische Ethik anhand der Fälle Kachelmann und Käßmann) bis hin zur English in the Media-Klausur.

Wir freuen uns, dass unsere Eltern allesamt zu Besuch waren (und natürlich auch über Matthias und Barbara, Paulina und Alex und darüber, dass Christoph und Anja es wenigstens versucht haben – doofe Aschewolke). Wir freuen uns über den vielen Spaß den wir mit allen Besuchern hatten, von den Trips nach Glendalough über die Besuche in diversen Museen und Ausstellungen bis hin zu den vielen guten Essen in Pubs und Restaurants. Und vor allem freuen wir uns auf das Wiedersehen mit euch und allen, die gerne gekommen wären und es aus Termingründen nicht geschafft haben.

Wir freuen uns darüber, dass wir selbst nach einem halben Monat ohne neuen Post noch treue Besucher auf der Seite haben.

Wir freuen uns, dass wir in den nächsten Tagen nach Nordirland fahren und uns dort mit vielen neuen irischen Impressionen versorgen können. Da erwarten uns Belfast und Derry als Stätten historischen Konflikts, da können wir das Naturwunder Giant’s Causeway bewundern und da kommen wir endlich mal wieder durch die irische Landschaft.

Wir freuen uns auch, dass wir mindestens noch einmal bloggen können, so viele Fotos wie wir da (hoffentlich) machen werden.

Aber am meisten freuen wir uns eigentlich darauf, bald zuhause zu sein, aufs Wiedersehen mit euch, auf das Spektakulum und die vielen schönen Dinge die danach kommen.

– Anton

No whales in Wales… äh, Wexford

Das irische Wetter ist definitiv nicht gut auf uns zu sprechen. Vielleicht erlauben sich auch die Leprechauns einen Scherz, ich weiß es nicht. Aber sobald wir beschließen, Dublin für einen Kurztrip zu verlassen, fängt es an zu regnen. Kaum sind wir wieder da, scheint die Sonne. Irgendetwas stimmt da nicht …

Trotzdem war unsere zweitägige Reise in grünere Gefilde sehr schön. An der Küste entlang tuckerten wir, begleitet von einem stimmungsvollen Stephen-King-Hörspiel, in Richtung Süden. Als erstes waren wir im Irish National Heritage Park in Wexford. Von steinzeitlichen Hütten über Dolmen, Wikingerschiffe und ein normannisches Fort waren dort jeweils Bauwerke der verschiedenen Abschnitte der irischen Geschichte nachgebaut. Ein netter Spaziergang, wäre das Wetter nicht gewesen. Zum einen hat Anton seine Schuhe völlig eingesaut, weil er ein Moor für eine Pfütze hielt. Außerdem haben wir über eine Viertelstunde in einem Wikingerhaus auf das Ende des Regens gewartet. Leider vergeblich.

Also beschränkten wir uns für den Rest des Tages auf Indoor-Aktivitäten. In New Ross besichtigten wir die Ros Tapestry. Ein paar fleißige Einheimische haben es sich zum Ziel gesetzt, die Geschichte des Ortes als auf gestickten Wandteppichen zu verewigen. Ein beeindruckendes und großes Projekt. In New Ross schlugen wir dann auch bei alten Bekannten, Brian und Jenny, unser Nachtlager auf. Unsere alten Mitbewohner, Sammy the Spider und Ronny die Raupe, waren zwar nicht mehr da und auch der Hund Floosy hatte in den letzten zwei Jahren das Zeitliche gesegnet. Wir haben aber trotzdem gemütlich am Torffeuer gesessen und gut geschlafen.

Am Sonntag ging es dann an die Südküste. Zuerst sind wir noch mal in die Geschichte eingetaucht: Im Waterford Treasures, einer Ausstellung, die sich mit der dortigen Lokalgeschichte beschäftigt. Los geht es auch hier mit den ersten Siedlern der Steinzeit. Dann kamen nacheinander Wikinger, Normannen und böse Engländer. War aber nett gemacht und ganz interessant.

Eine Überraschung erlebten wir, als wir zum Hook-Lighthouse kamen. Das ist einer der ältesten Leuchttürme der Welt und an sich eher unspektakulär. Aber an diesem Tag fand dort ein nicht näher zu identifizierendes Festival statt mit Livemusik und Spanferkeln am Spieß. Wale, die sonst manchmal in Sichtweite herumschwimmen, konnten wir dagegen leider nicht beobachten. Nur Schafe. Aber man nimmt ja, was man kriegen kann.

Dann war es leider auch schon wieder Zeit für die Heimreise. Aber auch in Dublin neigen sich die Dinge dem Ende zu. Nachdem wir schon in der letzten Woche unsere praktischen Kurse abgeschlossen haben, ist der größte Stress vorbei. Wäre hier schönes Frühlingswetter, könnten wir es jetzt genießen … Aber vielleicht klettert das Thermometer ja doch noch irgendwann über die 20 Grad-Marke. Drückt uns die Daumen!

– Steffi

Old work and Newgrange

Besuch aus Deutschland ist immer nett, selbst wenn er einen ganzen Sack voll schlechter Witze mitbringt. Ihr wisst längst, von wem ich rede: Der einzigartige Simon Balzert hat uns hier besucht. Und wir haben auch gleich einen Ausflug gemacht, nach Newgrange. Das ist ein Steinzeitgrabtempelhügel, dessen Ursprünge im geheimnisvollen Nebel der Vergangenheit liegen. Ernsthaft. Die Leute, die den Grabhügel gebaut haben (ca. 500 Jahre vor den Pyramiden von Gizeh) werden „Die Steinzeitliche Grabhügelbauerkultur“ genannt. Man weiß nur sehr wenig über sie, aber was man weiß, das wird in einem netten Museum bei der Grabstätte erklärt.

Danach gings für uns mit dem Bus raus, Newgrange selbst zu bewundern. Insgesamt gibt es drei große und viele kleinere Grabhügel in der Anlage. Als diese Hügel im Laufe der Zeit verfielen, bewahrten die Anwohner noch immer den Respekt davor – sie wurden zu den Feenhügeln der Geschichte, den Übergängen in die Unterwelt. Was übrigens gar nicht so weit von ihrer ursprünglichen Funktion entfernt ist: Wahrscheinlich wurden die Leichen damals verbrannt und dann in Ascheform in den Grabhügeln aufgebahrt, bis das Licht der Sonne hineinschien. Okay, das scheint jetzt nichts besonderes zu sein, aber wie bei prähistorischen Kulturen üblich wusste man sehr viel über Sternenkunde und darum fällt die Sonne nur an etwa 5 Tagen im Jahr in die großen Hügel hinein. Bei Newgrange tut sie das im Dezember, zur Wintersonnenwende kurz vor Weihnachten. Und wer in einer Lotterie Glück hat, der darf dann in den Grabhügel und hoffen, dass der Himmel nicht bewölkt ist.

Wie man sieht, war es ein lustiger und lehrreicher Ausflug.

Am Tag drauf, also Sonntag, waren wir im jüdischen Museum. Der Grund war weniger Interesse als Steffis Artikel, der darauf wartete recherchiert und geschrieben zu werden. Ein lustiger alter Mann namens Asher Siev konnte uns auch viel über die jüdische Gemeinde und das Museum erzählen, während die Ausstellung eher special interest war. Was soviel bedeutet, dass dort vor allem Leute zu finden sind, die Ahnenforschung betreiben – und Journalisten. Mit uns insgesamt vier an diesem Tag. Aber es ist ein ehrenamtliches Projekt und dafür doch sehr umfassend, wenn auch etwas unsortiert. Man findet dort jede Menge jüdische Artefakte, eine nachgebaute Küche und sogar die alte Synagoge, die vorher in diesem Gebäude war. Fun Fact: In Irland haben anscheinend nie mehr als ca. 5000 Juden gelebt.

Die Woche war dann ein Knaller. Aber auch spaßig. Sonntagabend: Anton schreibt seinen Artikel zuende. Steffi und Anton gehen Tapas essen in einer sehr guten Tapasbar. Montag: Steffi moderiert sehr gekonnt ihre Sendung mit Damien, Anton staunt und hört zu – und geht nachher ein Bier mit dem Irish Cultural Studies-Kurs trinken, auf Grundlage einer einzigen Frühstücksbanane. Der Dozent hat mich wohl augenzwinkernd erwähnt, im Sinne von „Er ist kein Musterbeispiel des deutschen Biertrinkers.“ Ehrlich gesagt… muss ja auch nicht 😉 Dienstag: Anton moderiert, Steffi schreibt ihren Artikel. Mittwoch: Referat vor dem English in the Media Kurs. Steffi freut es, dass sie erstmal nix zu tun hat. Donnerstag: Anton trifft sich mit dem anderen Subeditor für die Zeitung und korrigiert…

Aber das Schlimmste haben wir hinter uns.

Und erfreulich gehts weiter: Samstag – Anton und Steffi machen eine Kurzreise nach Südirland um alte Bekannte zu treffen und neue Dinge zu sehen! Demnächst mehr.

– Anton

Stud-ium und Picknicks im Park

Wir haben diesen Blog in letzter Zeit etwas vernachlässigt (und es tut uns auch sehr leid). Der Grund ist ganz einfach dass das Studium jetzt in die heiße Phase geht, d.h. jede Menge Assignments (Aufgaben) anstehen, sowie die Artikel für die Liberty-Zeitung und das Radioprogramm und in meinem Fall auch noch die undankbare Aufgabe als Subeditor alle Artikel auf Fehler zu überprüfen. Naja, ist ja freiwillig. Und macht sich auch gut im Lebenslauf und so. In jedem Fall wird nach Dienstag der größte Stress vorbei sein.

Bis dahin lenken wir uns mit kleineren Ausflügen ab. So waren wir letzten Samstag im Irish National Stud, dem Nationalgestüt. Steffi hat sich natürlich mit Begeisterung auf die Fohlen gestürzt und alles gestreichelt, was noch nicht den Galopp beherrschte. Aber auch die Anlage selbst war interessant: Da gab es zum Beispiel einen japanischen Garten, in dem man die Stationen des Lebens abgehen konnte. Von der Höhle der Geburt über den Berg des Lernens bis hin zum Stuhl des hohen Alters war alles dabei. Etwas unangenehm war nur die Erwartungshaltung auf der Brücke der Verlobung…

Daneben gabs noch mehr zu sehen – eine weitere Parkanlage mit nachgebauten irischen Mönchszellen, an der man sehr entspannt an einem kleinen Wassergefälle sitzen konnte, das Pferdemuseum in dem man von der Geschichte des irischen Reitersports erfuhr und einen Videoraum, den wir nicht nur ganz für uns hatten, sondern in dem auch gezeigt wurde, wie ein kleines Fohlen zur Welt kam und seine ersten Schritte machte. Also genau das richtige für die Biologin unter uns.

Am Sonntag waren wir dann mit den Erasmen im Phoenix Park zum Picknick machen. Es waren ziemlich viele Leute da und auch ein Fußball, so dass Steffi endlich mal wieder ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung nachgehen konnte. Ich hab natürlich auch ein bisschen mitgespielt und das mit zwei Tagen Muskelkater bezahlt. Ich schätze mal, Fitnessstudio bereitet nicht auf alles vor (zumal vor 3 Tagen unsere Mitgliedschaft ausgelaufen ist und wir nicht neu beantragt haben). Aber das Picknick war sehr nett und das Wetter trotz Aschewolke nicht zu schlecht.

Apropros Aschewolke: Die hat erstmal verhindert, dass zwei unserer Freunde aus Dortmund, Christoph und Anja, zu uns fliegen konnten. Blöder Vulkan. Immerhin hat Simon Balzert es geschafft, dieses Wochenende herzufliegen. Simon ist ebenfalls Student in Dortmund, der derzeit in Madrid sein Auslandssemester macht (und eine gesunde Bräune mitgebracht hat). Vielleicht unternehmen wir ja was zusammen, könnte lustig werden. Wir versuchen jedenfalls bald wieder was zu schreiben!

– Anton

Slainte Jameson and all hail MacBeth!

Ein Stückchen Heimat gab’s in dieser Woche als Geburtstagsgeschenk. Anlässlich meines 24. (und dem Geburtstag meiner Mutter, der am selben Tag ist), waren meine Eltern und mein Bruder mit Freundin angereist. Deswegen durften Anton und ich uns in dieser Woche als Fremdenführer betätigen und selber noch die eine oder andere Ecke in Dublin entdecken, in die wir uns noch nicht vorgewagt hatten. Zum Beispiel die Jameson Distillery. Dort wurde bis vor einigen Jahren „Ireland’s finest Whiskey“ gebrannt, wie uns bei der etwas werbelastigen Tour öfter versichert wurde. Immerhin durfte man am Ende das fertige Produkt probieren. Wenn man sich als Freiwilliger meldet und ein bisschen Glück hat (sowie Matthias und ich), darf man Jameson sogar mit einem schottischen und einem amerikanischen Whisky vergleichen. Gibt man die richtige Antwort (nämlich, dass Jameson NATÜRLICH am besten schmeckt), gibt es noch einen zweiten obendrauf.

Dermaßen beschwingt und lustig waren wir am selben Abend auch noch im Theater. Es gab „MacBeth“ von Shakespeare. Die Handlung ist ziemlich blutig und am Ende sind fast alle tot, aber uns hat’s trotzdem gut gefallen. Unter anderem deshalb, weil der Hauptdarsteller ziemlich gut und die Inszenierung eher klassisch war. Also mit schönen Kostümen, Degenkämpfen und Theaterblut. Besonders nett war auch der Auftritt von Banquo, ein Freund von MacBeth, den er im Laufe des Stücks ermorden lässt. Später tauchte er dann als Geist wieder auf, der aber eher an einen Zombie erinnerte und mit starrem Blick über die Tische stapfte.

Wer eine Woche nach Dublin kommt, sollte die Stadt unbedingt auch mal verlassen. Sonst kann es passieren, dass man mit dem Eindruck nach Hause fährt, Irland sei überwiegend dreckig und irgendwie nicht so dolle. Deswegen haben wir meine Eltern aus der Stadt entführt und nach Glendalough mitgenommen. Dort waren wir zwar schonmal, dieses Mal sah es aber völlig anders aus. Weil es in der Nacht davor und auch am Morgen noch stark geregnet hatte, waren das Tal des heiligen Kevin und die Wicklow-Berge drumherum deutlich nasser. Aus Bächen wurden plötzlich Flüsse und es tauchten einige Wasserfälle auf, die wir noch nie gesehen hatten. Aber schön war’s und meinen Eltern hat’s auch gefallen. Das ist doch die Hauptsache.

Den Geburtstag selber haben wir mit einem Abendessen im Bull&Castle gefeiert, einem netten Lokal, das irische Küche zu bieten hat. Geschenke hab’s auch: Bücher, das Spiel „Kuhhandel“ und die BBC-Doku „Walking with dinosaurs“, von der wir auch schon die ersten Folgen angeschaut haben. Rennende Baby-Diplodocusse sind schon niedlich. Ich hätte ja gerne einen, aber die werden irgendwann so groß …

Auf Anregung meiner Familie hatten wir uns dann für heute vorgenommen, das „Haus No. 29“ am Merrion Square zu besichtigen. Es ist im georgianischen Stil eingerichtet und angeblich sehr schön. Leider haben wir es aber nicht gefunden. Trotzdem war es ein schöner Spaziergang. Und wir sind ja noch eine Weile hier, vielleicht klappt es noch.

– Steffi

Schlechte Omen, tolle Landschaften

Mit Hostels in Irland ist das so eine Sache. Bucht man im Voraus, hat man seinen Platz sicher. Bucht man aber spontan, kann man seine Pläne noch ändern. Bei unserer Reise vor zwei Jahren haben wir immer spontan gebucht – und nie Probleme damit. Bei unserer Reise nach Galway wollten wir allerdings in Hostels einer Kette namens Sleepzone übernachten und die verlangen Vorausbuchung. Lange Rede, kurzer Sinn, wir haben von Montag bis Donnerstag gebucht, eine Übernachtung in Galway, zwei an der Westküste, an Irlands einzigem Fjord.

Und damit fing es an. Montag war zum ersten Mal richtig schlechtes Wetter. Es goss wie aus Eimern. Wir haben uns davon nicht abschrecken lassen, ebenfalls nicht davon dass eine Katze unter das Auto gepinkelt hatte (man roch es auch während der Fahrt noch). Was uns dann etwas bedenklich stimmte, war das Schild: „Gefahr! Bitte umkehren!“ Wie dem auch sei, wir sind weitergefahren, über eine Autobahn die das Navi nicht kannte und schließlich in Galway angekommen. Es regnete noch immer. Zum Glück gibt es dort die „Shop Street“ an der man, nun ja, gut einkaufen kann, so dass wir uns wenigstens mit wetterfesten Schuhen, Schirm und neuer Hose/Socken für mich versehen konnten. Kann in Irland sicher nicht schaden. Angeschaut haben wir uns dann aber eigentlich nur noch den Eyre Square und Shutter Island. Ersteres ist ein bekannter Platz in der Stadt, letzteres der neue Film von Martin Scorcese, ziemlich gut und vor allem für jedes Wetter geeignet.

Am nächsten Tag ging’s nach Inishmore, der größten der Aran Islands, dreier Inseln vor der Westküste. Beeindruckend karg hat die Insel gleich mehrere Keltische Ringforts zu bieten, die komplett ohne Mörtel konstruiert wurden. Außerdem gibt es dort die kleinste Kirche Irlands. Was es nicht gibt, sind Wege zu den Attraktionen und während die Kirche noch gut über Kuhwiesen erreichbar war, mussten wir zum Black Fort an ungesicherten Klippen entlanglaufen, an denen es 20 Meter in die Tiefe ging. Ein echtes Abenteuer und von unserer Reisegruppe waren wir wohl die Einzigen, die sich drauf eingelassen haben. Aber wir hatten noch nicht genug: Um zum Leuchtturm zu kommen und Umwege über die befestigten Straßen zu sparen entschlossen wir uns, querfeldein zu gehen. Erwähnten wir, dass es in Irland viele Steinmauern gibt? Dazu noch ein felsiges, unsicheres Terrain… wir waren anderthalb Stunden für ca. 2 Kilometer unterwegs, über Stock und Stein. Besser als jedes Fitnessstudio!

Auf den Aran Islands war das Wetter sonnig, auf dem nahegelegenen Festland goss es noch immer. Wir wären nach Hause gefahren, aber das Hostel hätte uns den vollen Preis berechnet. Also weiter nach Westen. Die Besitzerin entschuldigte sich sogleich, es hätten sich doch noch andere Interessenten gemeldet – aber es war noch Platz und sie hat uns sogar ihren Laptop geliehen. Mit den anderen Gästen haben wir noch ein Filmchen geschaut, bevor wir todmüde ins Bett gekippt sind. Steffi hat ihr erstes Mal Linksverkehr übrigens bravourös gemeistert.

Der Reise dritter Teil begann dann mit einer Fahrt zur Kylemore Abbey, einer Benediktinerinnenabtei mit kleiner gotischer Kirche und Mausoleum daneben, sowie Viktorianischen Gärten. Hier löste der April den März endgültig ab. Fahrt zur Abtei: Nieselregen. Ankunft: Sonne. Wanderung an der Abtei: Regenschauer. Fahrt zu den Gärten: Sonnenschein. Gärten: Schnee. Gärten (Fortsetzung): Sonnenschein. Weiterfahrt: Hagel. Faszinierend. Danach gab’s ein irisches Frühstück in einem Pub in Clifden, einem größeren Dorf ganz im Westen. Und schließlich konnten wir auch noch nachgebaute Eisenzeit- und Famine-Hütten besichtigen. Famine, das ist die große Irische Hungersnot, die so viele zum Auswandern gezwungen hat. Wir trafen bei diesen Nachbauten auch noch ein paar nette Touristen, die definitiv keinen Hunger litten und schockiert vom Schnee waren.

Letzterer sah übrigens sehr schön auf den Hügeln aus. Connemara ist nicht grün, das sicher nicht. Braune Heidelandschaften mit Mooren, dazwischen felsige Hügel und Bäche. Aber es ist einfach eine tolle Landschaft. Und sehr menschenleer. Wer Irland ungestört erleben will, der sollte nach Connemara reisen (und die wenigen Touristenattraktionen meiden).

Wir sind wieder zuhause und gleich kommt der erste Teil von Steffis Familie an. Bald gibt’s also sicher wieder was zu berichten!

– Anton

Ab in den Westen

Die Osterferien sind da und wir sozusagen auf dem Sprung in den Westen – eine Dreitagestour nach Connemara, die uns nach Galway, zu den Aran Islands und dann weiter zur Westküste führen wird. Wir haben aber auch schon die ersten Tage der Freizeit genutzt, weniger für anstehende Uni-Aufgaben sondern für diverse kulturelle Freizeitaktivitäten. Sind ja schließlich Ferien, oder? Na gut, für uns steht auch in den Ferien die Vorbereitung der neuen Ausgabe der Liberties an. Ich hab mich mal als Subeditor beworben, in der Hoffnung auf diese Weise zum Niveau der Zeitung beizutragen. Wir werden beide wahrscheinlich auch je einen Artikel schreiben – und danach geht’s gleich weiter mit dem Radioprogramm, wo wir nicht nur Redakteure sondern auch Moderatoren sind. Hoffen wir, dass der Trip entspannend wird, denn danach geht’s nochmal richtig los.

Hinzukommen diverse Referate: Wir müssen für English in the Media ein Buch lesen, drei Seiten darüber schreiben und eine Kurzpräsentation halten – geschenkt. Schwieriger wird da noch die philosophisch-nachrichtenbezogene Ausarbeitung in Sachen Ethik: Einen ethisch kritischen Fall in den Medien finden und einen Philosophen zitieren, dessen Lehre mehr oder weniger darauf angewendet werden kann. Und dann sollen wir auch für Irish Cultural Studies noch zwei mehrteilige Assignments abliefern. Insgesamt hält sich der Arbeitsaufwand aber in Grenzen – mit dem neuen Bachelorstudium Journalistik kann man ihn jedenfalls kaum vergleichen.

Zu angenehmeren Dingen: Annelen hat uns gefragt, ob wir sie in den iranischen Film „No one knows about Persian Cats“ begleiten und das haben wir natürlich gern getan. Ein wirklich interessanter Film, der die iranische Musikszene halbdokumentarisch beleuchtet. Die Geschichte selbst war zwar recht düster und regte zum Nachdenken an, hatte jedoch wegen der diversen Songeinspieler einige Längen. Trotzdem kann ich den Film an Iraninteressierte weiterempfehlen.  Er zeigt sehr gut, wie die Jugendlichen in der Hauptstadt Teheran leben: Weltoffen, selbstbewusst und trotzdem stets in Angst vor dem Regime, dessen Polizeiübergriffe längst zum Alltag geworden sind.

Am nächsten Tag sind wir dann mal wieder in die Wicklow-Berge aufgebrochen und haben die  Powerscourt Gardens angeschaut, einen alten Landbesitz mit extravagant gestalteten Gartenanlagen. Von einem alten Turm mit kleinen Kanonen über einen japanischen Garten bis hin zum großen Teich mit der Tritonstatue konnten wir uns ein Bild davon machen, wo die Steuern der Adligen hingeflossen sind. Geschmackssache, der japanische Garten und der Turm waren wirklich nett, die italienischen Gärten hingegen doch recht kitschig. Kurz darauf standen wir dann an Irlands größtem Wasserfall, der leider auf Privatbesitz liegt. Wer jetzt gedacht hat, er sei gesperrt, kennt die geschäftstüchtigen Iren nicht. Wir haben gut gezahlt für dieses Naturwunder. Egal, der Ausflug hat sich in jedem Fall gelohnt!

Wir melden uns wieder, wenn wir aus Connemara zurück sind – dann kommt auch Steffis Familie zu Besuch! Übrigens: Steffi hat sich ein wenig verändert, wer als erster schreibt was es ist gewinnt 100 Gummipunkte.

– Anton

River Poddle und König Woddle

Noch etwas grün um die Nase vom St. Patrick’s Day, ging es am Donnerstag gleich weiter mit dem kulturellen Leben. Dublin Castle stand auf der touristischen Tagesordnung. Es repräsentiert auf anschauliche Art und Weise die Geschichte Dublins: Zuerst kamen die Wikinger (von denen wir an anderer Stelle bereits berichtet haben). Sie bauten dort, wo heute das modernere Schloss steht, eine Festung. Als Mörtel benutzten sie eine Mischung aus Ochsenblut, Eiern und Pferdehaar. Das hielt erstaunlich lange erstaunlich gut, bevor die Normannen kamen. Sie beherrschten fortan nicht nur die Insel, sondern bauten auch eine neue Burg auf der alten Wikingerfestung. Der Großteil dieses Bauwerks wurde aber bei einem Feuer, das dummerweise auf das gelagerte Schießpulver übergriff, zerstört, so dass das heutige Schloss überwiegend aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammt.

Entsprechend sind die Räume, die man besichtigen kann, auch eingerichtet. Schön ist das nicht immer, aber immerhin imposant. Besonders beeindruckend: Der Thronsessel, der für einen sehr großen und sehr massigen König gebaut wurde. Ich schätze, wir könnten bequem nebeneinander darauf sitzen. Heutzutage wird Dublin Castle noch für die Amtseinführung des irischen Präsidenten und repräsentative Anlässe genutzt. Außerdem kann man unterirdische Überreste der normannischen Festung sehen, in denen der Fluss Poddle fließt. Vor Jahrhunderten plätscherte er noch überirdisch dahin, mittlerweile liegt Dublin aber deutlich höher, so dass er nun unter dem Viertel Tempel Bar hindurch fließt. Sein dunkel gefärbtes Wasser gab der Stadt übrigens ihren Namen: Dubhlinn ist irisch und bedeutet „Schwarzes Wasser“.

Nach der Kultur war Shopping angesagt: Ich brauchte dringend neue Schuhe. Ungünstigerweise hatten wir uns nicht nur einen Samstag ausgesucht, sondern auch DEN Samstag, an dem – im letzten Spiel des diesjährigen Six Nations Cup – das irische Rugby-Team im heimischen Croke Park auf die Schotten traf (und knapp verlor). Deswegen war die Stadt nicht nur rappelvoll, sondern wir konnten auch einige Schottenröcke und Dudelsäcke bewundern. Neue Schuhe haben wir dann sogar auch noch gefunden und zwar in einem Laden namens „Schuh“. Weiß nicht, ob der von deutschen Auswanderern gegründet wurde …

Der Besuch im National Museum of Ireland (Abteilung Archäologie) musste heute leider ausfallen, das Museum hatte geschlossen. Das haben wir aber erst gemerkt, als wir vor der Tür standen. Immerhin haben wir so einen netten Spaziergang gemacht. Das Museum wird dann demnächst nachgeholt.

Leider ist heute auch die Reading Week vorbei – schade, daran hätte ich mich wirklich gewöhnen können. Ab morgen werden wir also wieder die Schulbank drücken und hoffentlich was fürs Leben lernen, bevor es dann in die zweiwöchigen Osterferien geht. Die erste Woche werden wir nutzen, um ein wenig durchs Land zu reisen. Freut euch also jetzt schonmal auf Fotos, auf denen jede Menge Grün und Schafe zu sehen sind.

– Steffi

St. Patricks Day!

Es ist soweit: Heute wird der irische Nationalheilige St. Patrick gefeiert – und wir hatten das Glück, dass die große Parade genau in die Reading Week fällt, eine Woche, in der die Geisteswissenschaftler sich auf Buchprojekte vorbereiten können. Okay, das ist wahrscheinlich kein Zufall. Heute wäre ohnehin niemand in der Uni erschienen und der Kater morgen hätte wohl ebenfalls zu hohen Ausfallquoten geführt. Sprich: Wir haben diese Woche vorlesungsfrei. Entsprechend waren wir heute erst bei der Parade und dann noch gemütlich im Pub was trinken.

Die St. Patricks Day-Parade erinnert ein wenig an den deutschen Karneval, ist aber künstlerischer, bunter und unpolitischer. Ein paar der surrealen Eindrücke gibts oben in den Fotos – die allerdings in keiner Weise der Menschenmasse gerecht werden, die dort am Straßenrand erschienen war. Ich schätze einfach mal, dass 70% aller Dubliner zusammen mit unzähligen Touristen am Straßenrand standen. Das Ergebnis: Eine grüne Menschenmenge. Ich mag Irland. Schon allein deshalb, weil Grün meine Lieblingsfarbe ist. Wir haben uns natürlich dem Trend untergeordnet und lustige Hüte gekauft (einen ähnlichen Hut hatten wir auch schon meiner Mutter zum Geburtstag geschickt, allerdings ein qualitativ hochwertigeres Exemplar). Dann haben wir auf die Parade gewartet, ungefähr dort wo sie endete. Lange gewartet. Nach etwa einer Stunde tauchte dann aber die erste Kutsche auf und es ging richtig los. Und ich hätte noch mehr Fotos, hätte sich nicht eine Familie vor uns gedrängt und ihren kleinen Kindern große Fahnen gegeben, die sie stets vor dem Objektiv schwenkten…

Im Pub wars nachher „gemütlich“, d.h. brechend voll. Zum Glück gab es einen kleinen Biergarten, denn ich hatte dem Dortmunder Campusradio Eldoradio* zugesagt, einen kleinen Livebericht zu machen. Hat auch alles wunderbar geklappt und somit deren zweistündiger St. Patricks Tag-Sendung das gewisse Etwas verpasst (wir hatten auch zuvor bereits einen kleinen Radiobeitrag vorbereitet, der ebenfalls gesendet wurde). Danach gabs noch das traditionelle Guinness. Ein insgesamt sehr grüner und schöner Tag!

Abgesehen davon sind wir unter die Pseudo-Touristen gegangen und haben eine Irish Night besucht. Das war ein Sonderangebot für uns Erasmen, das wir uns nicht entgehen lassen wollten. Bei einem Zwei-Gänge-Menu und irischer Musik sowie irischem Tanz wurden wir gut unterhalten… mit Einschränkungen. Erstens hatten wir den „Katzentisch“ an der Essensausgabe, weit weg von der Bühne und mussten beim Tanz-Part hinlaufen, da ein Pfeiler im Weg war. Zweitens war das ganze doch arg touristisch, zum Mitmachen eben, und wie man das so kennt waren die Leute an der Bühne eher Spaßbremsen die es nicht einmal schafften bei „Whiskey in the Jar“ mitzusingen. Gut, es war auch ein gewagtes Experiment, die Menschen mitten im zweiten Gang zum Gesang aufzufordern. Touristen sind eben selten flexibel. Aber Steffi und ich, die 2008 bereits einen „echten“ Pubabend in Doolin erlebt hatten, hätten gern an der Bühne gesessen *schnüff*. Die Tanzeinlagen waren natürlich ala „Lord of the Dance“ gehalten und wirklich nett anzusehen.

Außerdem haben wir die Dublin Bus Tour gemacht, für die uns die Uni netterweise Karten zur Verfügung gestellt hatte. Man fährt dabei mit einem (natürlich grünen – tolles Land!) Bus durch Dublin und die diversen Sehenswürdigkeiten ab. Sehr gut, um sich einen Überblick zu verschaffen, zumal die Busse tagsüber alle 10 Minuten fahren und man einfach aus- und wieder einsteigen kann. Dabei haben wir folgende erstaunliche Entdeckung gemacht: 90% aller Touristen steigen bei der Guinness-Brauerei ein bzw. aus, 0% aller Touristen wollen ins Museum of Modern Art (zumindest in unserem Bus). Lakonischer Kommentar des Busfahrers: „Modern Art is not for everybody…“ Der gute John, so war sein Name, hat uns übrigens hervorragend unterhalten.

Dann bleibt wohl noch zu erwähnen, dass die erste Ausgabe der Liberty gedruckt wurde, in einem recht primitiven grünen Design. Unser Artikel steht weiter hinten, aber wir müssen uns nicht schämen: Wir haben 2 Interviews geführt, bei Pressestellen angefragt und Statistiken selbst rausgesucht – das hat nicht jeder. Übrigens: Wenn wir nichts Großes und Fotolastiges unternehmen gibts beim nächsten Mal Bilder von Keith – und von unserem aufgeräumten Zimmer.

– Anton

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